Fußball Landesklasse 3 | 3. Spieltag | Freitag, 09.09.2022, 18 Uhr
Es war eines der Spiele, die man gesehen haben muss, deren Intensität gespürt werden muss. Gefühlt Derby, drei Strafstöße, ein aufgeheiztes Publikum und unter diesen Bedingungen wuchs Wulferstedt über sich hinaus und erkämpfte sich den hochverdienten ersten Saisonsieg.
Die Tabelle lügt also doch: Hier spielten nicht zwei punktlose Spätstarter gegeneinander. Es wirkte wie das Duell Dritter gegen Fünfter. Zudem kennen sich beide Mannschaften noch bestens. Eine gute Mischung aus beiden Lagern hatte schon über die letzten zehn Jahre gegeneinander gespielt. Westerhausens Maulhardt, Brinkmann, Borchardt, Werner, Michaelis, doch allen voran Friedrich Reitzig – schon Gast im „ZDF-Sportstudio“ – diesen Namen muss man nicht mehr erklären. Und wer anderes, wenn nicht Reitzig, sorgte für die erste Spielnotiz: Mit sattem Schuss prüfte er Beisch in der dritten Minute. Gleich meldete auch Germania Ansprüche an: Ein schöner Hintz-Schuss wurde vom Ex-Quedlinburger Martin Werner gehalten (5.).
Es ging rasant hin und her, beide Mannschaften wollten den Überraschungsmoment für sich und spielten mit offenem Visier. Schon die nächste Szene brachte den ersten Strafstoß. Einen langen Ball von Christian Schütze nahm Christian Reimann schön mit und wurde in vollem Lauf umgerissen (7.). Der Ball lag auf dem Strafstoßpunkt und Westerhausen war nervös, lief bei der Ausführung von Martin Ilsmann zu früh ein. Der zunächst verschossene „Elfer“ wurde wiederholt und dieses Mal machte es Ilsmann ganz sicher – 1:0 für die Germanen (9.). Danach hatte Wulferstedt das Spiel im Griff. Westerhausen fehlten die Ideen und sie offenbarten den Gästen im Mittelfeld immer wieder erstaunlich große Löcher. Längst wäre das 2:0 für Germania möglich und auch verdient gewesen, spätestens mit der Aktion von Sebastian Huth. Er setzte seinen Körper kraftvoll hinter den springenden Ball und hatte freies Schussfeld, nur war der Abschluss dann auch zu wuchtig und ging Richtung Eckfahne (27.).
Dann wieder ein starkes Zuspiel von Jannis Schmalz auf Reimann und der nagelte den Ball aus 10 Metern in die Maschen, doch Assistent Axel Koch will Reimann knapp im Abseits gesehen haben und der Treffer zähle nicht (30.). Wie es das Drehbuch an diesem Abend wollte, überraschte der Gastgeber mit individueller Klasse und da genügte eine Szene zum Ausgleich. Routinier Reitzig machte aus wenig viel. Er nutzte die nicht ganz enge Bewachung an der Strafraumgrenze und schweißte den Ball ins Netz. Beisch hatte noch die Hand dran (33.). Wulferstedt blieb unbeirrt und druckvoll, war bis zur Pause klar die bessere Mannschaft. Nach Huth-Ablage prüfte Reimann den Torhüter mit sattem Schuss (35.) und auch nach einem Eckball sicherte Reimann den zweiten Ball und verfehlte das lange Eck knapp (45.).
Nach Wiederanpfiff hatte Westerhausen zweifach gewechselt und das wirkte sich gleich auf die Spielanteile aus. Bis zur 60. Minute stand das 1:1 für Germania während heikler Minuten auf wackligen Beinen. Entlastung wurde nur schwer erreicht. SVW-Kapitän Ronny Borchardt ließ zwei Gegenspieler stehen und schlenzte den Ball dann am hinteren Winkel vorbei (53.). Ab der 64. Minute konnte Wulferstedt wieder das Visum für den Westerhäuser Strafraum vorzeigen. Eine Blitzchance hatte Huth, schön durchgesteckt stand er plötzlich frei vor Werner, doch der Torhüter kam raus und wischte ihm den Ball vom Schlappen.
Fünf Minuten später grätschte ein Westerhäuser Verteidiger gegen Huth im Strafraum. Der Stürmer spürte den Kontakt am Standbein und fiel. Ohne zu zögern pfiff Schiedsrichter Kautz Elfmeter. René Jahn verwandelte unhaltbar zum 2:1 (70.). Aufgebrachte Stimmung herrschte nun auf und neben dem Platz. Westerhausen nahm nun alles zusammen. In dieser Phase erreichte die Einstellung der Wulferstedter Spitzenwerte. Ilsmann erkämpfte sauber den Ball, Charwat legte auf Reimann ab und der nahm ihn sich auf seinen linken Fuß und vollendete aus 18 Metern per Flachschuss zum gefeierten 3:1 (83.).
Jetzt wurde es hitzig. Nach einer eher derben Liaison zwischen Borchardt und Schütze an der Auslinie gab es Rudelbildung. Schiedsrichter Kautz beriet sich mit seinem Assistenten und zeigte daraufhin beiden die gelbe Karte. Wulferstedt hatte hier nochmal Glück gehabt. In der langen Nachspielzeit brachte Westerhausen nochmal alles nach vorn. Fast war der Abpfiff nah, da war das Foulspiel von Jahn nochmals einen Strafstoß wert. Der Schiedsrichter pfiff zunächst nicht, bekam aber den Hinweis vom Assistenten. Das 2:3 durch Reitzig war dann die letzte Aktion des Spiels (90.+5), bevor bei den Gästen mit dem Schlusspfiff die Anspannung echter Erlösung Platz machte.
Westerhausen II: M. Werner – Winter, Maulhardt, Dünnhaupt (46. Gennrich), Brinkmann (68. Grundmann), Borchardt, Beyer (82. Jäger), Reitzig, Michaelis, Alhndi (46. Könemann), Brenner (29. S. Werner)
Wulferstedt: Beisch – Schliestedt (46. Jahn), Ilsmann, Bomeier, Matthias, Charwat, Schütze, Schmalz, Huth (75. Zabel), Hintz (79. Falke), Reimann
Tore: 0:1 Ilsmann (FE., 9.), 1:1 Reitzig (33.), 1:2 Jahn (FE., 70.), 1:3 Reimann (83.), 2:3 Reitzig (FE., 90.+5)
Schiedsrichter: Marcel Kautz, Axel Koch, Stefan Schmuck
Zuschauer: 62