Fußball – Landesklasse 3 | 19. Spieltag | Samstag, 15.04.2023 – 15 Uhr
Dass Seehausens Trainer Kevin Köhne gerade in Wulferstedt ein Haus gebaut hat und sich im Germanen-Dorf familiär und häuslich niederlässt, ist eine besondere Randnotiz zum Börde-Derby. Gegen seinen zukünftigen Heimatverein hatte Köhne nun das erste Mal richtig Grund zum Jubeln, denn der Seehäuser 6:2-Sieg über Germania war jederzeit verdient, im Ergebnis allerdings etwas zu deutlich ausgefallen.
Bei Dauerregen und nasser Kälte fallen spontan zehn Dinge ein, die man lieber täte als ein Fußballspiel auszutragen und dieses auch noch anzuschauen. Auf matschigem Untergrund wurden gute Spielzüge zu einem Lotteriespiel. Das galt beiden Teams. Der Ball rutschte schnell durch und war zügig in beiden Strafräumen angekommen, nur konnten die Akteure anfangs kaum kontrollierten Nutzen daraus ziehen. So wie bei Ricardo Winkler schon nach 30 Sekunden. Das Zuspiel auf den mitgelaufenen Nabel entglitt ihm und so war der nasse Ball sichere Beute von Philipp Beisch. Im anderen Strafraum klärte zunächst Philipp Haunschild vor dem einschussbereiten Christian Reimann (2.). Die erste Halbherzigkeit der Seehäuser wurde mit dem Führungstreffer der Germanen bestraft. Eine Brustablage traute sich SVS-Keeper Christian Mertens nicht aufzunehmen. So musste der Ball unkonventionell weggeschlagen werden, in diesem Fall aber genau in die Füße von Sebastian Huth. Der fackelte nicht lange und hielt einfach drauf. Aus 18 Metern Innenpfosten und drin, 1:0 für Wulferstedt (7.).
Die folgenden zehn Minuten waren die besten des Spiels aus Wulferstedter Sicht. Mit der Führung im Rücken arbeitete die Dilge-Elf hinten noch recht souverän und erlaubte Seehausen kaum Torgefahr. Das blieb allerdings nicht so. Nach einer eigentlich schon geklärten Situation spielte Wulferstedt nochmal hintenrum und brachte sich selbst in Bedrängnis. Winkler schaltete sich ein und zirkelte den Ball aus spitzer Position vorbei an Beisch ins Netz (1:1, 18.). Wulferstedt blieb kaum Zeit, sich mit dem Ausgleich anzufreunden. Nach Eckstoß köpfte Domenic Deutscher straff auf die Torwartecke. Philipp Beisch wollte mit dem Fuß klären, doch von der Innenseite prallte der Ball in den Torwinkel. Der Schiedsrichter wertete das Tor nicht als Eigentor, er gab Deutscher den Treffer (21.).
Das Unbehagen aus Germanen-Sicht nahm seinen Lauf. Während einer Seehäuser Freistoßeingabe kam ein einlaufender Spieler im vielbeinigen Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Aderhold wollte hier unbeachtet der rutschigen Bodenverhältnisse ein Foul erkannt haben und entschied auf Strafstoß. Wuchtig und nervenstark verwandelte Kapitän Wesley Hähre zum 3:1 (27.). Jetzt hatte Seehausen natürlich alle Argumente auf seiner Seite. Motiviert bis in die Haarspitzen und dirigiert aus der Coachingzone sollte absolut nichts mehr schiefgehen. Der quirlige Till Gottschalck überlupfte Beisch und nur noch Chris Matthias konnte kurz vor der Torlinie das 4:1 verhindern (32.). Für den SVS bewies Christian Mertens sein Vertrauen für die Torhüterposition, als er stark gegen Reimann parierte (35.). Dann war Christian Schütze gefordert: Die jetzt anfällige Defensive der Gäste erlaubte immer wieder ein Eins-gegen-Eins. Gerade so konnte Schütze noch Ricardo Winkler einholen und ihm zweimalig in der derselben Szene den Ball vom Fuß spitzeln (39.). Am 4:1 hatten dann aber die Schiedsrichter einen kapitalen Anteil. Klar auf Höhe des Berichterstatters blieb die Abseitsfahne unten und zwei Seehäuser in Abseitsposition machten sich gemeinsam auf dem Weg zum Tor. Hähre hatte wenig Mühe, noch vor der Pause das vorentscheidende 4:1 zu erzielen (41.). Winkler hätte sogar noch einen draufsetzen können, traf aber nur die Latte (45.).
Wie vom Spielverlauf nicht anders zu erwarten, blieb die zweite Halbzeit dann erstmal ereignisarm. Seehausen ließ nun Wulferstedt etwas kommen. Die Gäste waren stets bemüht, steckten nie auf und waren auch mit dem 1:4-Rückstand um Resultatverbesserung bemüht. Doch gegen die gut organisierten Seehäuser war an diesem verregneten Samstag nichts mehr möglich. Erst in der 60. Minute ein Aktenvermerk, als ein abgefälschter Schütze-Freistoß von Martin Bomeiers Hinterkopf knapp am Torwinkel vorbei bugsiert wurde. Die wohl beste Chance der zweiten Halbzeit hatte Seehausens Robert Lehmann, der freistehend am Tor vorbeischoss (68.). Jonny Schildt sah sich beim angesetzten Lupfer Philipp Beisch unterlegen, der stark reagierte (78.). Wieder hoch abseitsverdächtig fiel dann das 5:1. Den heftigen Reaktionen der aufgebrachten Spieler folgend, die ja wissen was und wann es Abseits ist, muss es eine eindeutige Situation gewesen sein. Wieder hatten zwei Spieler allein vor Beisch keine Mühe den Torerfolg umzusetzen. Lehmann schob die Kugel ein (83.). Schiedsrichter Aderhold hatte alle Mühe, die Gemüter zu beruhigen. Doch es blieb fair unter den Akteuren. Sebastian Huth konnte nochmal verkürzten (5:2, 89.). Seehausen bekam nochmals vom Schiedsrichter-Team freies Geleit zum 6:2 durch Lehmann. Wieder wurde heftig Abseits reklamiert, doch der als Zuschauer anwesende Ex-Verbandsligaschiedsrichter Nick Kahlert stand auf der Höhe und erklärte die Rechtmäßigkeit des letzten Treffers. Aus Wulferstedter Sicht ein Lichtblick war die Rückkehr des fast ein Jahr lang verletzten Gabrijel Caik in der 81. Minute. Viel Verantwortung kann er noch nicht übernehmen, ist aber zur zufriedenstellenden Beendigung dieser Saison hochwertvoll.
SV Seehausen: Mertens – Gottschalck, Müller, Haunschild, Zacher, Hieronymus, Winkler, Hähre, Nabel (75. Schildt), Deutscher (46. Lehmann), Bühring
Germ. Wulferstedt: Beisch – Ilsmann, Charwat, Schliestedt (81. Falke), Bomeier, Matthias, Schmidtke (33. Hintz), Zabel (81. Caic), Schütze, Reimann, Huth
Tore: 0:1 Huth (7.), 1:1 Winkler (18.), 2:1 Deutscher (21.), 3:1 Hähre (FE, 27.), 4:1 Hähre (42.), 5:1 Lehmann (83.), 5:2 Huth (89.), 6:2 Lehmann (90.)
Schiedsrichter: Justin Aderhold, Anton Lange, Edgar Teumer
Zuschauer: 50